Als wenn Karfreitag das Ende wär ...
28. Laboratoriumsgottesdienst am Karfreitag
Aus! – Dieses kurze Wort und eine erloschene Kerze, mit noch qualmenden Docht, beherrschen das Plakat. Düster kommt das Plakat für den achten Karfreitagsgottesdienst in der Reihe »Laboratorium – gottesdienst anders« daher, der am Freitag, 30.03.2018 um 21.00 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Altenoythe stattfindet.
Das ist kein Zufall, denn das Laboratoriums-Team hat sich in den letzten Wochen intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich das Karfreitagsgeschehen ohne Osterperspektive präsentiert. Ist mit dem Tod Jesu alles aus? »Auch wenn wir aus der christlichen Tradition in der Überzeugung leben, dass es das nicht ist«, erzählt Martin Kröger, »wollen wir dennoch dieser Frage in unserem Karfreitagsgottesdienst nachgehen«. Gefangennahme Jesu in der Nacht, Verurteilung am frühen Morgen, Kreuzigung und Sterben in nicht einmal 24 Stunden. Innerhalb eines Tages bricht für die Menschen, die mit Jesus unterwegs waren, eine ganze Welt zusammen.
»Was löst dieses Geschehen bei denen aus, die dabei waren?« fragt sich Ulrich Bahlmann. Wie gehen die biblischen Gestalten mit dem Kreuzestod Jesu um? Wie sehen seine Widersacher und Feinde die Entwicklung? Was denkt die Mutter Jesu? Was der Hauptmann? Was tun die Jünger? Was denken die Frauen, die unter dem Kreuz ausharren? »Das sind zentrale Fragen unseres Gottesdienstes, die auch wieder ins Heute übertragen werden«, so Gabi Tepe. »Die damaligen Verhaltensmuster sind auch in der heutigen Zeit noch bekannt und werfen für den Alltag und das Miteinander so manche Frage auf«, gibt Annette Jahn zu bedenken.
»Es sind doch immer wieder neue Aspekte in der biblischen Geschichte um Jesu Tod zu entdecken«, sagt Anja Runden, die hofft, dass sich erneut viele Menschen auf diesen anderen Gottesdienst einlassen: »Die Laboratoriumsgottesdienste richten sich besonders an Menschen, die auf der Suche sind oder für sich eine alternative Form brauchen.« In den vergangenen Jahren haben die Laboratoriumsgottesdienste trotz der späten Uhrzeit eine starke Resonanz gehabt. Dazu haben immer auch die Musiker beigetragen. Sabine Orth freut sich in diesem Jahr besonders auf die musikalische Unterstützung durch die Oldenburger Musiker Lüder Kahle (Querflöte) und Alexander Goretzki (Piano).
»Wenn sie den Karfreitag noch einmal anders in den Blick nehmen möchten, dann sind sie bei uns genau richtig«, findet Marie-Theres Lanfer, die zum ersten Mal einen Gottesdienst mit dem Laboratoriums-Team vorbereitet hat. »Sich dem Karfreitag zu nähern, ohne die tröstliche Osterperspektive einzunehmen, hat uns neu auf die Spur einer unausrottbaren Sehnsucht nach einer guten Perspektive geführt.«
»Still – so still«
»Still – so still« heißt es in dem Text des Liedes von Jupiter Jones, den Marie Theres Lanfer, mit der musikalischen Untermalung der Musiker Lüder Kahle (Querflöte und Saxophon) und Alexander Goretzki (Piano) zu Gehör brachten. Still – so still war auch die Atmosphäre am Karfreitag in der voll besetzten Dreifaltigkeitskirche.
Die Passion, vorgetragen von Anja Runden, und der Transfer der bedrückenden Situation in das Jetzt und Heute durch die Stimme aus dem Off (Martin Kröger) nahmen die Gottesdienstbesucher voll in ihren Bann. Verschiedene, an der Hinrichtung Jesu beteiligte Menschen meldeten sich zu Wort – reagierten auf ihre ganz persönliche Art auf das Geschehen. Der Betriebsame (Gabi Tepe), indem er die Flucht ergreift. Maria, die Mutter Jesu, der Mechthild Hanisch ihre Stimme gab, der es das Herz zerriss beim Anblick ihres leidenden Sohnes, oder der Hauptmann (Pfarrer Bahlmann), der all sein Tun mit Pflichterfüllung begründet.
Förmlich zu spüren war diese scheinbar aussichtslose Situation im spartanisch gestalteten Kirchenraum. Ein Lichtkegel brachte das Kreuz so ins Bild, dass zwei Schatten an der Rückwand des Altarraumes erschienen. Vor dem Aufstellen des Kreuzes hat Otto Tameling symbolisch für die Hinrichtung Jesu die Nägel in die Balken geschlagen. Ein ergreifender Gottesdienst, getragen durch die Symbolik, die gut abgestimmte, dezente musikalische Begleitung, die Klarheit der Texte und die Zuschauer, die wieder einmal bereit waren, sich auf einen »Gottesdienst anders« einzulassen.