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friedensinitiativen

Plakat des Laboratoriumsgottesdienst am 01.12.2017

Friedensinitiativen – Unter dieser Überschrift lädt das Team von »Laboratorium – gottesdienst anders« am Freitag (01.12.) um 19.30 Uhr in die Dreifaltigkeitskirche nach Altenoythe ein. Die Band »Quadrophenia« aus Markhausen konnte für die musikalische Unterstützung gewonnen werden. 

Während der Vorbereitungsphase hat sich das Team intensiv mit dem Thema Frieden auseinandergesetzt, ein Thema, das zu Beginn der Adventszeit gerne einmal in den Blick kommt. Aber der Anlass war ein anderer: »Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Nordkorea, und das Risiko eines bewaffneten Konfliktes, machten uns sehr nachdenklich.« erzählt Martin Kröger. »Frieden ist ein sehr hohes Gut, das nicht selbstverständlich ist.« 

Dass Frieden mehr meint als die Abwesenheit von Gewalt, ist bei den Vorbereitungstreffen schnell deutlich geworden – und auch, dass es in extremen Situationen mutige Menschen braucht, um Frieden zu auf den Weg zu bringen. Annette Jahn: »Wir sind der Frage nachgegangen, welche gemeinsamen Vorstellungen und Hoffnungsbilder Menschen helfen können, sich für Frieden stark zu machen.« Das Team hat für den Gottesdienst einige biblische Bilder ausgewählt. »Beschäftigt hat uns aber auch, ob es vielleicht jenseits der biblischen Bilder Hoffnungsbilder gibt, die auf der ganzen Erde geteilt werden.« Gabi Tepe weiter: »Eine erste Idee ist uns durchaus gekommen.« 

Das Laboratoriums-Team möchte die Teilnehmenden motivieren, selbst einen Friedensbeitrag zu leisten. »Frieden beginnt im Nahbereich«, stellt Sabine Orth fest. »Wir laden herzlich dazu ein, einmal genauer hinzuschauen, wen ich beim Thema Frieden in den Blick bekomme – und auch dazu, ein kleines Friedenzeichen zu setzen.« Als kleine Motivationshilfe wurde die »Friedenswandertüte« entwickelt, die sich die Teilnehmenden am Ende des Gottesdienstes mitnehmen können. »Ob unsere ›Friedenswandertüte‹ Wirkung entfaltet, kann man in den kommenden Wochen vielleicht im Stadtbild sehen«, freut sich Mechthild Hanisch. »Die Tüte braucht etwas Aufmerksamkeit – wie der Frieden auch ...«

 

Dass Frieden werde unter uns ... 

Am Freitag, dem 01.12.2017 fand ein weiterer Gottesdienst des Laboratoriums Friesoythe zum Thema »Friedensintiativen« in der Altenoyther Dreifaltigkeitskirche statt. Unterhalb des großen Altarkreuzes spannte sich ein Tuch als Sternenhimmel, vor dem verdeckten Altar erregte ein Kinderwagen, flankiert von zwei brennenden Kerzen, die Aufmerksamkeit. Acht große Tannenbäume trugen Papiersterne mit den Worten: Freunde, Ich, Gruppe, Familie, Partnerschaft, u.a. Gleich mehrere Friedensinitiativen waren auf einen Blick schon im gestalteten Kirchenraum erkennbar. Die Band Quadrophenia aus Markhausen stand für die musikalische Gestaltung bereit. Eine besondere Aufgabe kam der Videoleinwand zu, das sollte sich noch zeigen. Anfangs leuchtete ein Crashbild (Explosion, totale Zerstörung) auf der Leinwand und schien gar nicht zur Atmosphäre des Kirchenraumes zu passen. Der Eindruck verstärkte sich, denn dem Crashbild folgte eine Video-Sequenz mit einem Katastrophenszenario. Über der toten wüstengleichen Erde schwang erbarmungslos das Pendel der Uhr des Lebens, die Zeit lief ab. 

Aber noch nicht genug davon. Die Band Quadrophenia mit ihrer Gesangsgruppe intonierte wirkungsvoll das Lied: Unfriede herrscht auf der Erde, Kriege und Streit bei den Völkern. Erst der Refrain hob die bedrückte Stimmung auf, die sich breit gemacht hatte: Friede soll mit euch sein … Gott selber wird es sein. 

Es folgte die 1. Lesung aus dem Alten Testament: Das Klagelied Habakuks über die Gewalt (Hab 1,2-4). Habakuk stellt die Frage nach Gottes Gerechtigkeit, Langmut und Barmherzigkeit. Da heißt es: Wie lange, Herr, soll ich noch rufen und du hörst nicht? Die Frage ist nicht von gestern. Angesichts der Bedrohung durch Hunger, Not, Krieg, dem vermeidlichen Größenwahn von Diktatoren in unserer Zeit möchten wir es Habakuk gleichtun und seine Frage Gott entgegen schreien. Gott gab uns schon eine Antwort. Er startete die denkbar größte Friedensinitiative überhaupt: Er sandte seinen Sohn, um uns Frieden und Erlösung zu bringen.

Als Beispiel für eine menschliche Friedensinitiative diente ein Ausschnitt aus dem Spielfilm (2005) von Christian Carion, Merry Christmas. Szenisch aufbereitet, aber inhaltlich wirklich geschehen, spielte die Geschichte im 1. Weltkrieg am Weihnachtsabend 1914 im Grabenkrieg an der Westfront. Plötzlich ertönte weihnachtliche Dudelsackmusik aus dem Schützengraben der Engländer. Von deutscher Seite stimmte ein Soldat das Lied Stille Nacht an, später Adeste fidelis. Männer verschiedener Nationalitäten sangen gemeinsam. Tannenbäume wurden auf den Grabenrand gestellt. Die Feinde verließen ihre Erdlöcher und trafen sich im Niemandsland zwischen den Fronten, um sich zu begrüßen, zu verbrüdern, zu feiern, Schokolade gegen Schnaps zu tauschen. Es entstand eine inoffizielle Feuerpause: Keine Schüsse, kein Angriff, Menschlichkeit wurde sichtbar. Gegner wurden Freunde, ein kurzer Moment der Vernunft schenkte einen Tag Frieden, initiiert von den Soldaten selbst. Schon nach wenigen Stunden ging der brutale Krieg weiter. Wie bizarr und enttäuschend. Der Sologitarrist der Band aus Markhausen unterstrich das groteske Verhalten, indem er die Liedzeile Stille Nacht, heilige Nacht verzerrt und schrill improvisierte. 

Es folgte die 2. Lesung aus dem Buch Micha 4,1-5, Die Völkerwallfahrt zum Zion, mit der wichtigen Heilsaussage: Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Eine Vision? Unweigerlich wanderten die Gedanken zu den heutigen Kriegs- und Krisengebieten der Welt. Der Friede zwischen den Völkern erschien sehr fragwürdig. Und wieder ertönte die verzerrte Gitarrenmusik zur Liedzeile Stille Nacht, heilige Nacht. Es war sehr feinfühlig, hier das Adventsgebet von Christina Brudereck anzuschließen, das als Kartengruß auslag und mitgenommen werden konnte. Es beginnt so: Wie soll ich dich empfangen? Sinngemäß heißt es weiter: Vielleicht indem ich mein Haus, mein Herz, meinen Geist entrümple, Gott neu begrüße in meinem Leben und indem ich auf den Herrn vertraue, der da kommt. Nachdenklichkeit stand im Raum.

Da war es vorausschauend geplant, hier eine Aktionsphase anzubieten. In der Hinführung dazu hieß es sinngemäß: Im Advent erwarten wir den Friedensfürst. Wir wollen nicht untätig bleiben. Die umstehenden Tannenbäume zeigen auf Sternen Begriffe, die zur persönlichen Friedensinitiative inspirieren könnten. Sie regen an, selbst Friedensengel zu sein, vielleicht sogar so dynamisch, wie es die Skizze auf dem Gebetszettel, auf dem Plakat des Laboratoriums und auf kleinen ausgelegten Kärtchen zeigt: Zwei Friedensengel durchbrechen raketengleich auf einem Tannenbaum reitend einen Zaun aus Stacheldraht. Der Weihnachtsstern steckt auf der Spitze des Baumes und kennt den Weg zum Friedenskind. Zur improvisierten Musik der Band folgten die Anwesenden der Aufforderung, zu den Tannenbäumen zu gehen, ihren Initiativbegriff zu finden. Wünsche und Bitten zum Frieden von Mensch zu Mensch wurden formuliert und konnten auf einem Portemonnaie-Kärtchen zur Erinnerung notiert werden.

Die Band spielte das Lied von Peter Janssen: Friedensnetz. Wir knüpfen aufeinander zu, wir knüpfen aneinander an, wir knüpfen miteinander Shalom, ein Friedensnetz. Der Funke sprang im Kirchenraum über, viele Gottesdienstteilnehmer klatschten rhythmisch mit. Aber es herrscht nicht überall Frieden, gab man zu bedenken. Das Netz hat unbestreitbar noch ein Loch, ist defekt. Friede ist flüchtig. Halten wir den Frieden fest, verbinden und verfestigen wir Knoten mit Knoten und wünschen uns den Frieden. So lautete sinngemäß die Aufforderung zum Friedensgruß. Es war beeindruckend, wie überzeugend und bewusst sich viele Anwesende den Frieden wünschten, von Herzen, mit freundlichem aufmunterndem Blick, ehrlich und persönlich. Viele verließen ihre Plätze und suchten Bekannte auf, um ihnen die Hand zu reichen oder sie zu umarmen. Die Grußaktion war auch ein Schritt auf dem Weg nach Weihnachten. 

Der Prophet Jesaja sagt in Kapitel 9, 1-5: Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht ... Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Welch wunderbare Ankündigung steckt in dieser Zusage. Sie kann Zuversicht erwecken und Versöhnung bewirken. Der instrumentale Beitrag der Band wirkte einfühlsam und innig und malte ein Bild von Friedfertigkeit. 

Anstelle einer Predigt erläuterte das Laboratoriumsteam das Thema des Gottesdienstes: Friedensinitiativen stand auf dem Werbeplakat. Man entschied sich dafür aus der Sorge um die aktuelle politische Weltlage. Der Friede ist gegenwärtig extrem bedroht. Da war die Frage angebracht: Was kann Christen bewegen, Frieden zu wollen, dem Unfrieden Einhalt zu gebieten? Die Filmsequenz vom Weihnachtsfest an der Front zeigte, dass die Soldaten von 1914 aus tradierten Beweggründen handelten. Sie kannten Weihnachten aus Friedenszeiten und sehnten sich danach. Das ließ sie aus den Schützengräben steigen und ihre Friedensinitiative starten, die tatsächlich auch einige Tage trug. Sie dachten an ihre Familien und die Zukunft ihrer Kinder. Und genau darin liegt noch heute ein gewichtiges Argument für den Frieden: die Zukunft unserer Kinder, hier symbolisiert durch den Kinderwagen im Altarraum. Menschen aller Nationalitäten, aller Völker und Sprachen verbindet die Sorge um das Wohl ihrer Kinder. Fragen wir Flüchtlinge oder Vertriebene, so hören wir, dass Erwachsene für das Leben der Kinder und deren gesicherte Zukunft unglaubliche Entbehrungen und Strapazen auf sich nahmen. Wo die Liebe der Gewalt ausgesetzt ist, quält die Menschen die Sehnsucht nach Frieden und lässt Träume nach Sicherheit entstehen, wie in den ausgewählten Texten aus dem Alten Testament. Dort werden Hoffnungsbilder gezeichnet, dort ist Gott die Antwort auf Friedenssehnsucht. Gottes größte Friedensinitiative ist Jesus, der als unser Retter und Erlöser, als Mensch geboren wurde. Deshalb feiern wir Weihnachten. Mit Blick auf Jesus sind wir eingeladen zu Friedensinitiativen. Das Gebet übernimmt dabei eine wichtige Aufgabe. Wir müssen Gott ins Boot holen, von Ihm gesteuert dem Nächsten unsere Hand ausstrecken. 

Dazu dienten auch die kleinen Aufforderungen des Gottesdienstes: Adventskarten zu verschicken mit dem schönen Gebetstext von Christina Brudereck oder in Kontakt zu kommen durch eine große Friedenswandertüte. Sie zu füllen, zu verschenken, weiterzureichen, setzt ein kleines Zeichen des Friedens und ist damit zugleich eine zukunftsweisende Friedensinitiative für Kinder, mit Kindern, miteinander, mit Gott. Jesus äußerte sich häufig zum Thema Frieden. Die Worte der Seligpreisungen nach Matthäus (Mt 5, 3-11) sind echte Heilszusagen und eine Demonstration für Arme, Trauernde, Hungernde, Friedensstifter, Verfolgte. Es folgten die allgemeinen Fürbitten, die alle Anliegen des Gottesdienstes zusammenfassten. So wurde gebetet für den Frieden in der Welt, zwischen Staaten, Religionen, Gemeinden, bei uns. Es wurde gebetet für Menschen, die sich im Unfrieden, in Kämpfen, Krisen, Brüchen, im Leid befinden. Es wurde gebetet für Friedensstifter, Friedensdialoge, Gerechtigkeit, Versöhnung. Bestärkt im Glauben können auch wir Friedensstifter sein. Vater unser, darum bitten wir. 

Der Gottesdienst endete mit einem gemeinsamen Segensgebet. Darin hieß es: Gott der vielen Namen ... gebe uns Kraft, für Frieden einzustehen. Das Schlusslied war das Anfangslied. 

Dieser Gottesdienst war eindrucksvoll, bereichernd und stimmig in der Reihenfolge und Auswahl der Lieder, Gebete, Impulse und Aktionen, in der Besonderheit der biblischen Texte, in der musikalischen Interpretation. Allen Helfern, Freunden und Sponsoren, der Band, dem Fotografen und den Teilnehmern des Friedensgottesdienstes wurde ein verdienter Dank ausgesprochen. Die Band Quadrophenia, die durch große Einfühlsamkeit brillierte, erfreute alle mit einer mitreißenden Zugabe. Eine friedvolle Adventszeit und herzlichen Dank dem Team.

Hildegard Hettwer