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resonanz

Plakat des Laboratoriumsgottesdienst am 30.11.2018

Ein Signal ertönt und die Resonanz erfolgt. Wunschdenken? Erklingt das Martinshorn, wird nach aktuellen Berichten nur in 20 Prozent der Fälle eine Rettungsgasse für die Rettungsdienste gebildet. Kommt das Signal nicht an? Welche Signale nehmen Menschen wahr – wie reagieren Menschen auf die Signale ihrer Um- und Mitwelt – aber auch umgekehrt? 

Diese Fragen nimmt das Laboratoriums-Team am Freitag, 30.11.2018 im 30. Gottesdienst der Reihe „Laboratorium – gottesdienst anders“ in den Blick. Der Gottesdienst beginnt um 19.30 Uhr in der Altenoyther Dreifaltigkeitskirche und wendet sich besonders an Menschen, die Interesse am Thema und an einem »anderen« Gottesdienst haben. „Ein topaktuelles Thema: Signale und Resonanz. Wie viele Signale senden Menschen aus und haben das Gefühl keine Resonanz zu bekommen?“ findet Anja Runden vom Vorbereitungsteam. Für Pfarrer Ulrich Bahlmann ist Resonanz existentiell wichtig: „Der Mensch wird am Du zum Ich.“ 

Doch nicht nur auf der zwischenmenschlichen Ebene ist Resonanz wichtig, sondern reicht nach Ansicht des Laboratorium-Teams sehr viel weiter. »Achtsamkeit üben gegenüber der eigenen Person, gegenüber den Mitmenschen, aber auch achtsam zu schauen, was die Bibel zu diesem Thema sagt«, bemerkt Mechthild Hanisch. »Die Basis jeder Religion ist der Ruf Gottes, auf den ein Mensch antwortet«, ergänzt Gabi Tepe. „Das ist Resonanz. Aber auch umgekehrt wird ein Schuh daraus.“ „Ein Thema gut aufzubereiten und in einen berührenden Gottesdienst zu verwandeln, ist immer wieder die spannende Herausforderung“, findet Martin Kröger. „Dabei können wir immer nur einen guten Rahmen schaffen – das berührt werden bleibt ein Geschenk.“ 

Die Auswahl der musikalischen Begleitung lässt auf ein Kontrastprogramm schließen. Der Trommler Willi Wöste und der Gitarrist Dr. Thomas Hanisch werden unterschiedliche „Signale“ senden und auf Resonanz hoffen. Der Gottesdienst kann im Anschluss noch etwas nachklingen. Bei einem Warmgetränk und Gebäck können Eindrücke ausgetauscht und Gedanken geteilt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, sich den ersten Entwurf für die anstehende Renovierung der Dreifaltigkeitskirche anzusehen und bei Interesse auch darüber ins Gespräch zu kommen. Was das Ganze mit einer Einstimmung auf die besinnliche Adventszeit zu tun hat, erklärt Hildegard Hettwer: „Weihnachten ist die Resonanz Gottes auf die Sehnsucht der Menschen.“

 

Advent! Das Signal ist ausgesandt! 

Viele Gottesdienstbesucher sind überrascht, weil orangefarbige Luftballons über den Bankreihen schweben. »We will rock you« – Willi Wöste und Erika Kapp-Hengst eröffnen kraftvoll mit einem Trommelrhythmus. Thomas Hanisch an der E-Gitarre stimmt ein. „We will rock you“, ein Song der Gruppe Queen, die sich 1977 durch die Begeisterung des Konzertpublikums zu dieser Komposition inspiriert sah. Das Altenoyther Publikum klatscht den Rhythmus bald mit. Über die Musik ereignet sich hörbare Resonanz! 

Doch die gesellschaftliche Realität zeichnet zu oft ein anderes Bild, so Martin Kröger in seinen Begrüßungsworten. Sie beklagt Resonanzverlust. Der Popsänger Joris versucht das mit seinem Lied „Signal“ auszudrücken. „Ist da jemand?“ lautet der immer wiederkehrende Ruf, filmisch umgesetzt im zugehörigen Videoclip. Joris scheint den Nerv der Zeit zu treffen, wenn er ausdrückt: Es stirbt in mir! Wo ist das Leben? Wo ist der, der meine Fragen beantwortet? Doch das kann den Anwesenden vorerst nur erzählt werden – Tücke der Technik, trotz verschiedener Probeläufe am Nachmittag. 

Ein Gebet von Andrea Schwarz: »Hier bin ich. Gott, wo bist du? Ich schreie zu dir. Ich kann nicht mehr.« – ähnlich angelegt ist »Gott an der Tür« – ein fiktiver Dialog zwischen Gott und einem suchenden Menschen. Gott »outet sich« als der, der in der Begegnung mit anderen wirkt, längst da ist, mitgeht, Trost spendet, Pflaster auf die Wunde klebt, ein guter Freund ist, zum Du wird. Gott, wo kann ich dich treffen? – Vielleicht müsste die Frage lauten: Gott, wie lerne ich aufmerksam für deine Gegenwart zu werden? 

Auf einer Tischreihe im Altarraum liegen Impulskarten bereit. Diese sind auf der Vorderseite bedruckt mit jeweils einem Schlagwort bedruckt: Sicherheit. · Mächtig. · Tauwetter. · Geschenkt. · Getroffen. · Läuft. ... Auf der Rückseite der Karte steht ein Text aus dem Buch Jesaja (Jes 55, 8-11): Gott sendet sein Wort aus und es kehrt nicht leer zu ihm zurück, sondern bewirkt, wozu es ausgesandt wurde. – Ein mächtiges Wort, dem in einer Ruhephase Raum geben wird, damit es »Resonanz« erzeugen kann. Thomas Hanisch begleitet die Aktion mit einer Improvisation an der E-Gitarre. Der Jesaja-Text wird noch einmal vorgetragen. 

Ein freier Dialog zur Auslegung der Lesung schließt sich an. Es geht um das Miteinander von Menschen, um die Lebensnotwendigkeit von Resonanz und die Sehnsucht der Menschen. Es geht um die die Sehnsucht der Menschen nach einem Gott, der auf Signale antwortet. Die Befreiung aus Knechtschaft ist ein biblisches Beispiel für eine Resonanz Gottes in der Geschichte. Und auch die Menschwerdung ist so ein Beispiel: Das Christkind als Resonanz auf die Sehnsucht und Hoffnung der Menschen. 

Die anschließenden Fürbitten bündelten die Gedanken des Gottesdienstes und beziehen sich auf konkrete Lebenssituationen. »Herr, sprich dein Wort!« so der an die Lesung angelehnte Fürbittruf. Noch einmal Resonanz: Ulrich Bahlmann beklagt mit einem Text von Iris Macke über adventliche Hektik und einen Trubel in dem Gott nicht anwesend sein kann. Anja Runden nimmt diesen Text auf und gibt ihn in umgekehrter Reihenfolge zurück: Gott kommt auf die Erde und Advent heißt: Warten. Mit herzlichen Dankesworten werden die Musiker bedacht und die Arbeit der fleißigen Helfer im Hintergrund nicht vergessen. Nach zwei Adventsliedern und dem Segen läuft auch die Technik problemlos: Mit dem »Signal« schließt der Gottesdienst. Der Einladung zum Afterglow (wörtl. Nachglühen) bei Apfelpunsch und Keksen folgten viele Gottesdienstteilnehmer – eine erfreuliche Resonanz.