Am Freitag, 28.11.2014 findet um 19.30 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Friesoythe-Altenoythe der 16. Gottesdienst in der Reihe »Laboratorium – gottesdienst anders« statt.
Unter der Überschrift »Tauet Himmel den Gerechten« bietet das Laboratoriumsteam einen Auftakt zur diesjährigen Advents- und Weihnachtszeit. Eine Leiter ersetzt den Adventskranz in einem Gottesdienst, den alte und weniger alte Lieder prägen. »Die Leiter betont eine andere Achse«, so Sabine Orth, »Aufstieg und Abstieg – beides ist möglich«. Biblische und zeitgenössische Texte, Gebete und Lieder, Stille und Aktion laden ein, den Blick auf Krippe und Weihnachtsgeschehen neu zu justieren. Der Gottesdienst schließt mit einem Gang zur »anderen Krippe« am Fuße der Leiter. »Nicht um das Fest vorwegzunehmen, sondern den Blick auf die Krippe zu weiten«, betont Martin Kröger.
Musikalisch wird dieser Gottesdienst von Stephanie Bücker (Violine) und Heiner Kemme (Keyboard und Gesang) unterstützt. Eingeladen sind – wie bei den »anderen« Gottesdiensten dieser Reihe üblich – Menschen, die auf der Suche sind, die Freude an einer anderen Form haben oder sich einfach auf den Advent und die Weihnachtszeit vorbereiten wollen.
Von Leitern, Krippen und dem Menschensohn
Im Nachgang zum Laboratoriumsgottesdienst erreichte uns folgenden Mail, über die wir uns sehr gefreut haben. Somit erübrigt sich eine Rückschau auf den Gottesdienst:
Laboratorium, Gottesdienst anders. Dieser Titel war wieder einmal treffend für den Gottesdienst am 28.11. 2014 mit dem Thema: Tauet Himmel den Gerechten. Das Werbeplakat versprach schon eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit dem Thema Advent. Es nahm die Liedzeile wörtlich: Ein Eisklotz am Band taut langsam auf und gibt den Blick frei auf …. ja auf was? Die Neugier war geweckt.
Beim Betreten der Kirche fiel der Blick unweigerlich auf die riesige Stehleiter im Altarraum, an dessen Stufen in unterschiedlicher Höhe vier Kerzen befestigt waren. Dahinter funkelte ein Sternenhimmel. Die Ecke, in der Weihnachten die Krippendarstellung aufgestellt wird, war in warmes rotes Licht getaucht. Fast alle Besucher hielten während des gesamten Gottesdienstes eine brennende Kerze in den Händen, denn das Licht nahm unausgesprochen einen wichtigen Platz im Folgenden ein.
Der Gottesdienst begann mit dem Lied ›A spaceman came travelling‹ von Chris de Burgh, mit großer Ausdruckskraft vom Sänger vorgetragen und am Keyboard begleitet. Das Lied besingt die fiktive Geschichte eines Raumfahrers, der die Erde besucht, auf die Hl. Familie im Stall trifft und eine Friedensbotschaft überbringt. Das Licht seines Raumschiffs weist anderen Menschen den Weg zur Krippe. Der Raumfahrer startet wieder durch, doch seine Botschaft bleibt gewissermaßen wie ein Auftrag an die Menschheit zurück: ›Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.‹ Es schlossen sich meditative Gedanken an zur persönlichen Lebenssituation der Menschen der Gegenwart. Glück steht oft gleich neben Not und Versagen, Vertrauen wird leicht zerstört und die Suche nach Hilfe und Vergebung bestimmt das Leben Vieler. Wie tröstlich begegnen uns da die Worte Jesajas in Kapitel 35, in dem er das Heil durch den Messias verheißt. Die musikalische Umsetzung im geradezu innigen, ausdrucksstarken Violinspiel war gelungen und gab dem Zuhörer Raum für persönliche Gedanken zu diesem Teil des Gottesdienstes.
Der Spannungsbogen setzte sich fort im Lied ›Wachet auf, ruft uns die Stimme (…) Macht euch bereit!‹ Die Leiter kam ins Spiel. Leitern sind nach oben ausgerichtet. Sie verbinden Erde und Himmel. Sie verbinden das Alltägliche mit dem Spirituellen. Sie dienen im täglichen Leben dazu, an etwas über mir heranzukommen. Wir kennen aber auch den Satz aus dem Glaubensbekenntnis: Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Auf der Leiter ist Bewegung von unten nach oben und umgekehrt. Die Leiter bringt auf den Boden zurück und noch weiter. Sie ermöglicht das Hinabsteigen, bildlich gesprochen das Hinabsteigen in die eigene Seele. Natürlich ist sie auch ein Bild für die Vorstellung: Gottes Sohn steigt zur Erde herab. Die Worte aus dem Prolog des Johannesevangeliums erhielten hier wegweisende Bedeutung: ›Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. (…) Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt‹. Unter uns, die wir so irdisch ausgerichtet sind, blind für den, der herabstieg zu uns.
Und doch bedrängt uns Sehnsucht nach Erlösung, nach dem göttlichen Kind. Die Suche nach dem rechten Weg erfüllt die Menschen seit jeher. Wie gut passte zu diesen Gedanken die biblische Geschichte von den drei Magiern aus dem fernen Land. Die Männer lassen sich weder von der großen Entfernung, noch von Gefahren und Entbehrungen von ihrem Weg zum Herrn in der Krippe abbringen. Sie gehen nach Bethlehem, koste es was es wolle, und sie bringen ihre Gaben dem Kind. Das Verhalten der Magier war nachvollziehbar. ›O Komm, o komm Emmanuel‹ erklang an dieser Stelle darum treffend das gemeinsame Lied der Anwesenden und die anschließenden Fürbitten thematisierten die Sehnsuchtshaltung des Menschen von heute. Durch die hervorragenden Beiträge der beiden Musiker wurden diese Eindrücke intensiviert. Die oberste Leiterkerze wurde entzündet.
Der Gottesdienst endete mit einem Gang zur Krippe der besonderen Art. Jeder Besucher konnte sich wiederfinden in der Vielzahl kleiner Figuren, die um eine Krippenszene angeordnet waren. Manche waren in Gespräche vertieft, einige standen abseits, andere hatten sich der Krippe schon sehr genähert. Das Ziel war vorhanden, aber noch nicht alle befanden sich schon auf dem Weg dorthin. Auch diese Aktion war aussagekräftig und ungewöhnlich und hatte einen hohen Aufforderungscharakter. Mit dem Geschenk einer Klappkarte als Erinnerung an diesen Gottesdienst wurden die Besucher nachdenklich in die bevorstehende Adventszeit entlassen.
Dem Team des Laboratoriums ist wieder einmal ein Gottesdienst gelungen, der durch seine Individualität das ›alte‹ Thema Advent aus einem eher ungewöhnlichen Blickwinkel betrachtet, es neu und interessant werden lässt. Die treffend gewählten Texte erleichterten durch ihre logische Abfolge und klare Aussage dem Zuhörer den Zugang zur Thematik. Wichtig waren Augenblicke der Besinnung und Ruhe. Die hervorragende musikalische Gestaltung trug entscheidend zum Gelingen bei und verdient Anerkennung. Herzlichen Dank dem Team.
Hinzuzufügen ist an dieser Stelle nochmals der ausdrückliche Dank des Teams an die Musiker: Stephanie Bücker an der Violine und Heiner Kemme mit Gesang am Keyboard. Ein weiterer Dank gilt all denen, die durch ihren Besuch oder ihre Unterstützung diese »anderen Gottesdienste« mittragen und uns auch immer wieder ermutigen, weiter zu machen.