Was am Karfreitag 2010 begann, ist zwischenzeitlich Tradition geworden: Der 18. Gottesdienst von »Laboratorium – gottesdienst anders« ist zugleich der sechste Karfreitagsgottesdienst in dieser Reihe. Der Gottesdienst beginnt am Freitag, 03.04.2015 um 21.00 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Altenoythe. Für Gabi Tepe besteht »die Herausforderung darin, immer wieder einen neuen Zugang zur Leidensgeschichte des Jesus von Nazareth zu finden.«
Die 2003 verstorbene Theologin Dorothee Sölle schrieb 1967: »Als ich erwachsen wurde, merkte ich, dass Christus nicht nur in der Kirche ist, weil er sozusagen inkognito unter anderem Namen in der Welt lebt und handelt, weil er dort ist, wo Menschen anders als zuvor, wirklicher und befreiter leben, und weil er dort gekreuzigt wird, wo Menschen um ihr Leben gebracht werden – in welcher Form auch immer.«
In diesem Jahr ist das Team der Frage nachgegangen, warum inmitten der Welt immer noch Menschen gekreuzigt werden. Könnte es nicht langsam genug sein? Reichen das Kreuz von Golgatha und die Kreuzigungen in der Geschichte nicht aus, um andere Wege zu gehen? Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach. Pfarrer Ulrich Bahlmann: »Das Plakatmotiv vom Eisernen Kreuzweg im Stadtpark zeigt, worum es geht: Kreuze auf dem Kreuz sind immer noch Realität. Und sehr oft sind diejenigen gesichtslos, die diese Kreuze aufbürden.« Das Karfreitagskreuz, das von Anbeginn an bei Laboratorium verwendet wird, ist in diesem Jahr bedeckt mit 200 kleinen, aufgenagelten Holzkreuzen. »Die Kreuzigung Jesu findet immer noch da statt, wo Menschen um ihr Leben gebracht werden – in welcher Form auch immer« formuliert Pastoralreferent Martin Kröger in Anlehnung an ein Wort der verstorbenen Theologin Dorothee Sölle.
Der Gottesdienst erinnert an die Leidensgeschichte Jesu. Das Johannes-Evangelium, ausgewählte Stationen des Kreuzweges und die Realität unserer Welt werden miteinander verschränkt. »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.« (Mt 25,40)
»Wir möchten, dass jemand aus dem Gottesdienst etwas für sich und sein Leben mitnimmt« sagt Mechthild Hanisch und vertraut darauf, dass die alten Texte der Bibel und auch manche Figur aus der Kreuzwegtradition unserer Zeit etwas zu sagen haben. »Der andere Rahmen lässt neu sehen und manchmal auch neu verstehen«, ergänzt Sabine Orth.
Musikalisch wird der Gottesdienst von Fritz Knebel aus Cloppenburg mit Konzertgitarre und E-Bass begleitet. Das Team hofft auf gute Resonanz: »Eine besondere Einladung gilt denen, für die ein Gottesdienst sonst keine Option ist«, so Annette Jahn. »Aber natürlich sind uns alle willkommen, die Interesse an einem ›anderen‹ Gottesdienst haben.«