Am kommenden Freitag (09.11.2012) findet unter der Fragestellung »Wo bist Du?« der nächste Gottesdienst in der Reihe »Laboratorium – gottesdienst anders« statt. Der Gottesdienst beginnt um 19.30 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Altenoythe. Im Anschluss an den Gottesdienst sind die Teilnehmer zum »Nachklang« in das Karl-Borromäus-Haus (an der Zufahrt zur Kirche) eingeladen.
Es hat eine gute Tradition, in den Laboratoriums-Gottesdiensten Themen aufzugreifen, die nach der Wahrnehmung des Vorbereitungskreises »in der Luft« liegen. Nach »Eltern unter Druck« (Juni 2010), »Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit« (Dezember 2010) oder auch »generation unheilig!?« (November 2011) kommt nun ein Gottesdienst mit der provozierenden Frage »Wo bist Du?«.
An Gott zu glauben, auf ihn zu hoffen und zu vertrauen – gerade wenn es im Leben nicht optimal läuft – ist das, was man landläufig mit Glauben zusammenbringt. Für viele Menschen ist ihre Gottesbeziehung ein durchtragendes Fundament. Doch nicht alle Menschen machen die Erfahrung, dass Gott sie trägt – die Verbindung wird als »gekappt« erlebt. Wo bist Du?
Doch nicht nur der Blick in das persönliche Leben, sondern auch der Blick in die Welt kann die Antwort auf die Frage nach Gott höchst unterschiedlich ausfallen lassen. Diese Erfahrung der Abwesenheit Gottes und das »Nicht-Glauben-« und »Nicht-Beten-Können« sollen in diesem Gottesdienst Raum haben.
Allerdings wird der Gottesdienst hier nicht stehenbleiben, sondern Perspektiven anbieten: Mitleiden, Mitklagen, Solidarität (als Dabei-Sein, Aushalten, stellvertretendes Hoffen und Beten, …) als Mittragen in der Gemeinschaft. Der Gottesdienst bietet Raum für die persönliche Auseinandersetzung, eigene Anliegen ins Gebet zu bringen, und »stellvertretend« zu beten.
Am Ende des Gottesdienstes besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, einen Einzelsegen zu empfangen. Nach dem Gottesdienst sind die Teilnehmer im Karl-Borromäus-Haus zum »Nachklang« eingeladen.
Die musikalischen Gestaltung übernehmen u.a. Mitglieder der Band »Flutlicht« (Sieger des Ironheart-Band-Contest 2012), Hubert Blome und Lukas Kock und Kirchenmusiker Gerold Fuhler. Die Fa. Jansen & Tholen Baubedarf GmbH und die Fa. PAL, Markhausen unterstützen diesen Gottesdienst mit der Bereitstellung von Materialien für die Raumgestaltung.
Mit dem Projekt »Laboratorium – gottesdienst anders« möchte die Katholische Kirchenge-meinde St. Marien Friesoythe besonders Menschen ansprechen, die sich mit dem klassischen Gottesdienstangebot schwer tun, die auf der Suche sind (vielleicht auch nach einem neuen Anfang) und die einfach Interesse an »anderen« Gottesdienstformen haben. Dieses Projekt wird vom Offizialat Vechta mit Mitteln aus dem Fonds »gute idee« (Fonds zur Förderung innovativer pastoraler Projekte im Offizialatsbezirk Oldenburg) unterstützt.
Vorbereitungsteam: Pfr. Ulrich Bahlmann, Gabi Tepe, Sabine Orth, Mechthild Hanisch, Martin Kröger.
Wenn die Mauer stehen bleibt …
Laboratoriums-Gottesdienst lädt zum stellvertretenden Gebet ein
Die einen werden an der Welt irre und streichen Gott aus ihrem Leben. Für andere ist die Welt »Gottes voll«. Der Laboratoriums-Gottesdienst am vergangenen Freitag bot Raum für beide Erfahrungen. Eine Mauer aus weißen Styroporblöcken verwehrt den Blick auf Altar und Tabernakel. Für einige der ca. 150 Gottesdienstteilnehmer eine bedrückende Erfahrung. In kurzen, knappen Sätzen wird erzählt, wie das Volk Israel ins gelobte Land einziehen und dabei auch die Stadt Jericho einnehmen soll. Die sprichwörtlichen Posaunen von Jericho erschallen (Hubert Blome an der Trompete und Lukas Kock an der Tuba), aber die Mauer bleibt stehen. Daran ändert auch der zweite Versuch nichts.
»Wo bist Du?« – als Graffito entsteht die entscheidende Frage an der Mauer. Die Band Flutlicht intoniert den Song »Frei sein«: »Ich vegetiere durch mein Zimmer, hau den Spiegel an die Wand, tausend Scherben überall …«
Pfarrer Ulrich Bahlmann zitiert den tschechischen Theologen Tomáš Halík: »Mit den Atheisten stimme ich in vielem überein, in fast allem – außer in ihrem Glauben, dass es Gott nicht gibt. (…) Das Schweigen Gottes und die beklemmende Gottesferne bedrängen oft auch mich.«
Der von Mechthild Hanisch vorgetragene Psalm 77 macht deutlich, dass Gottesferne nicht kalt lässt: »Ich werde zu Gott schreien, rufen und schreien, bis er mich hört …«
Gabi Tepe lädt die Gottesdienstteilnehmer ein, solche Erfahrungen auf Karten zu notieren und dazu auch ein Anliegen zu formulieren. Ein großes Bündel entsteht, als die Kuverts mit den Anliegen vor der Mauer auf einem Tisch abgelegt werden. Bis zum Ende des Kirchenjahres werden diese Anliegen in den Gottesdiensten in der Pfarrkirche mit ins Gebet der Gemeinde genommen. Ein Beispiel für stellvertretendes Beten, dass dann notwendig wird, wenn dem anderen Hoffnung und Glauben abhanden gekommen und Schrei und Anklage verstummt sind.
Die Erzählung vom »barmherzigen Samariter«, vorgetragen von Sabine Orth, gibt die Voraussetzung an, dem anderen auch bei Erfahrungen von Gottesferne zur Seite zu stehen: leidempfindlich bleiben und sich dem anderen zum Nächsten machen. In seiner Auslegung betont Pastoralreferent Martin Kröger: »Die Erfahrung der Gottesferne ernst zu nehmen und den anderen Menschen in dieser Erfahrung ernst zu nehmen und vorbehaltlos anzunehmen ist das, was geboten ist. Die Abwesenheit Gottes, die im Leben des anderen oftmals verbunden ist, lässt keinen Spielraum für religiösen Triumphalismus, sondern ruft nach Zuwendung und Liebe.« Ein gutes Wort, ein freundlicher Blick, die angebotene Tasse Kaffee oder auch schweigendes Aushalten sind Wege, »damit in der Tiefe noch Liebe ist«.
Der 9. November als geschichtsträchtiges Datum ist Thema des Fürbittgebetes. Am Ende des gut einstündigen Gottesdienstes nutzen viele Teilnehmer die Möglichkeit, sich persönlich segnen zu lassen.
Im Nachgang zu diesem Gottesdienst wird es noch eine Postkarte mit einem Text von Dr. Heinrich Dickerhoff geben, die im Pfarrbüro St. Marien ab dem 1. Advent erhältlich ist. Die Teilnehmer des Gottesdienstes können sich dort zwei dieser Postkarten abholen. Die Kuverts mit den Anliegen aus dem Gottesdienst werden am Dienstag, 27.11.2012 im Anschluss an den Abendgottesdienst in der Kapelle des Elisabethhauses verbrannt (Beginn des Gottesdienstes um 19.15 Uhr).